18.09.2024
3 Monate CEO bei Favendo: Kévin Pinsard im Interview
Anfang Juli hat Kévin Pinsard die Geschäftsführung der Favendo GmbH übernommen. Nach den ersten drei Monaten zieht der frühere Produktmanager und CTO eine erste Bilanz und gibt einen Ausblick, welche Schwerpunkte er künftig setzen wird.
Im Juli haben Sie die Geschäftsführung bei Favendo übernommen. Wie kam es dazu?
Kévin Pinsard: Das hat sich schrittweise in den vergangenen Monaten – wenn nicht gar Jahren – aufgebaut. Denn bei Favendo bin ich bereits seit 2021. Damals bin ich als Produktmanager gestartet und habe im Laufe der Jahre die Leitung unseres Entwickler-Teams übernommen. Die letzten Monate war ich schließlich als CTO tätig. Als sich dann die Gelegenheit ergab, die Rolle des CEO zu übernehmen, war das ein logischer Schritt und für mich eine Herzensangelegenheit. Durch meine vorherigen Positionen kenne ich das Unternehmen, die Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Kunden und den Markt sehr gut. Gerade der enge Draht zu unseren Kunden, den ich über viele gemeinsame Projekte und Vor-Ort-Termine aufgebaut habe, ist für mich ein großer Vorteil.
Sie sprachen von einem schrittweisen Aufbau Ihrer Karriere bei Favendo. Wie hat Ihre berufliche Reise ursprünglich begonnen?
Kévin Pinsard: Nach meinem Studienabschluss in Ingenieurwesen mit Schwerpunkt in Unternehmertum in Frankreich, was man wohl am Ehesten mit dem deutschen Wirtschaftsingenieurwesen vergleichen kann, war ich in verschiedenen Bereichen tätig, unter anderem fünf Jahre als „Productmanager Lead Generation Solutions“ bei der United Internet Media GmbH und davor als Competition Team Manager bei visionlab-architekturexport. Der Familie wegen hat es mich dann ins schöne Bamberg und so zu Favendo verschlagen. Das Feld der Real Time Location Systems war damals vollkommen neu für mich. Mit Unterstützung meines großartigen Teams habe ich mich Stück für Stück eingearbeitet. Irgendwann hat mich die Thematik so eingenommen, dass ich unser Portfolio immer weiterentwickeln wollte. Ein bedeutender Meilenstein war definitiv der Launch unserer RTLS Suite
Haben Sie sich gut in Ihre Rolle eingefunden?
Kévin Pinsard: Ich würde sagen, ja. Schon der Übergang verlief sehr reibungslos. Als Produktmanager ist man ohnehin schon die Schnittstelle zwischen allen Abteilungen, sei es Entwicklung, Marketing, Vertrieb oder Projektmanagement. So hatte ich mich vor meinem offiziellen Amtsantritt bereits intensiv mit allen Bereichen des Unternehmens auseinandergesetzt. Alle Kunden und Partner waren über den Wechsel informiert, und da ich die Abläufe bereits kannte, war der Start gut vorbereitet. Es war mir wichtig, das gesamte Team von Anfang an mitzunehmen. Deshalb habe ich frühzeitig das Gespräch mit jedem Einzelnen gesucht, um ihre Perspektiven und Vorschläge aufzunehmen. Das hat mir geholfen, mit einem umfassenden Überblick in meine neue Position zu starten.
Was ist Ihre Vision für Favendo? Wo möchten Sie das Unternehmen hin entwickeln?
Kévin Pinsard: Eine der wichtigsten Zielsetzungen ist der weitere Ausbau unseres Partnernetzwerks. Frühere Projekte haben gezeigt, dass wir durch die enge Zusammenarbeit mit Partnern unsere Lösungen noch besser an die individuellen Anforderungen unserer Kunden anpassen können. Gleichzeitig ermöglicht uns dieses Netzwerk, flexibel auf neue Use Cases zu skalieren, selbst wenn sich die Bedürfnisse ändern. Unsere RTLS-Lösungen sind durch ihre Hybridfähigkeit und Technologieagnostik bereits bestens auf die Integration mit neuen Partnern ausgelegt. Als weiteres Ziel haben wir uns gesetzt, die Interoperabilität unserer Systeme mit anderen Plattformen weiter voranzutreiben. Durch Standardisierung können wir dafür sorgen, dass verschiedene Systeme, wie z. B. Krankenhausinformationssysteme, Manufacturing Execution Systems oder ERP-Software, nahtlos mit unserem RTLS kommunizieren. Und das ohne aufwendige und kostenintensive Programmierung und das Risiko von Datenverlust. Auch für die Indoor Navigation haben wir uns einiges vorgenommen. In erster Linie möchten wir dieser ein neues Gesicht. Außerdem arbeiten wir an einer Interlogistik-Lösung für das Tracking von Fahrzeugen wie LKWs, die es ermöglichen soll, diese weltweit in Echtzeit zu verfolgen. Zwar sind wir hier noch in der Entwicklungs- und Testphase, aber das Potenzial ist enorm. Es gibt viel zu tun, und ich freue mich darauf!
Aus Ihrer Erfahrung heraus: Ist RTLS ein Must-Have oder Luxus?
Kévin Pinsard: Für mich ein ganz klares Must-Have. Nehmen wir die Bereiche Industrie und Logistik. Die Digitalisierung schreitet schnell voran und wer sich Themen wie Industrie 4.0, Smart Warehouse oder Automatisierung verschließt, hat bald das Nachsehen. Asset-Tracking-Lösungen sind der Schlüssel, um Prozesse zu optimieren und zu digitalisieren, Kosten zu senken und die Sicherheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erhöhen. Dafür lässt sich auch die bereits vorhandene Infrastruktur oftmals kosteneffizient wiederverwenden. Im Bereich Indoor Navigation beeinflusst eine maßgeschneiderte App-Lösung, die Navigation und Point-of-Interest-Suche vereint und individualisierte Werbeangebote ermöglicht, die User Experience positiv. Denken Sie an Gäste auf Kreuzfahrtschiffen oder Besucher*innen von Großveranstaltungen. Eine intuitiv bedienbare Navigationslösung hat einen positiven Impact auf die User Journey und interaktive Angebote können die Kundenbindung steigern. Um es in Bilder zu fassen: Die Möglichkeit, bequem zum nächsten Restaurant, Kiosk oder WC zu navigieren und dabei noch aktuelle Informationen zu Happy Hours und Angebotsaktionen zu erhalten, sorgt für mehr Zufriedenheit bei allen Usern – sowohl bei den Gästen als auch bei den Mitarbeiter*innen, die etwa in der Kundenbetreuung unterstützt werden.
Bleiben wir kurz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie meinen, RTLS kann Personal auch langfristig entlasten?
Kévin Pinsard: Definitiv. Und besonders in Branchen mit Fachkräftemangel. Nehmen wir die Pflege. Hier ist der Personalmangel bereits seit Langem ein Problem. Wenn die Pflegekräfte ihre ohnehin schon engbemessene Zeit noch damit verbringen müssen, mobile medizinische Geräte im Krankenhaus zu suchen, bindet das wertvolle Kapazitäten für produktivere Aufgaben und die Arbeit an Patientinnen und Patienten. Eine Echtzeitverfolgung via App kann viel Zeit bei der Suche einsparen und im Übrigen auch bares Geld. Häufig werden nämlich mehr Geräte als nötig eingekauft, da die tatsächliche Nutzung bzw. Auslastung von Geräten meistens ohne konkrete Daten schwer zu greifen ist.
Eine abschließende Frage: Wo kann man Sie in den kommenden Monaten persönlich antreffen?
Kévin Pinsard: Die nächste Gelegenheit ist unser Messeauftritt auf der SPS in Nürnberg im November. Wir haben die letzten Jahre regelmäßig teilgenommen und es stand außer Frage, dass wir auch in diesem Jahr in unserer fränkischen Heimat wieder mit dabei sind. Es ist wie immer auch eine gute Gelegenheit für uns, Partner, Kunden und Interessenten persönlich zu treffen und uns auszutauschen. Wem das zu lange dauert, kann sich außerdem gerne einen Termin über unsere Website buchen oder für einen persönlichen Termin bei einem gemeinsamen Kaffee – oder Rauchbier – in unserem Bamberger Office vorbeischauen.