10.01.2023

Warum wir Indoor Ortung brauchen

Why we need Indoor Location Services | Favendo GmbH

„Wo bin ich und wie komme ich an mein Ziel?“, diese Frage hat sich jeder von uns vermutlich nicht nur einmal im Leben gestellt. Immer wieder suchen wir nach dem richtigen Weg oder nach Orten und Dingen – gerade in unbekannten Umgebungen. Deshalb wurden Hilfsmittel entwickelt, die uns bei der Beantwortung dieser Frage unterstützen. Anfangs war das eine schlichte Karte oder ein Atlas, den man zum Beispiel im Auto mit sich führte, später dann das Navi oder Smartphone. Inzwischen können wir uns so gut wie überall hin navigieren lassen. Meist nutzen wir diese Ortungsdienste ganz automatisch mehrfach am Tag. Mal eben checken, wie lange ich morgen für die Fahrt zu meinem Termin brauche oder ob sich die Entfernung für einen Städtetrip am Wochenende lohnt – Alltag.

Möglich machen das Satellitennavigationssysteme, die unter dem Namen Global Navigation Satellite Systems (GNSS) zusammengefasst werden. Das bekannteste unter ihnen ist GPS (Global Positioning System). GPS hat seinen Ursprung in den 1970er Jahren im Militär. Seit 2000 ist GPS auch für die zivile Bevölkerung nutzbar und bietet im Außenbereich eine Ortungsgenauigkeit von ca. 10 m. Während in den 70ern analoge Straßenkarten noch an der Tagesordnung waren, ist ein Leben ohne GPS in diversesten Geräten und Anwendungen heute geradezu undenkbar.

So etwas wie Indoor-GPS

GPS hat die Art, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und wie wir Ortung nutzen, revolutioniert und kommerzialisiert. Das einzige Problem dabei ist: GPS ist eine Ortungstechnologie konzipiert für Outdoorbereiche. Menschen verbringen allerdings den Großteil ihrer Zeit in Innenräumen. Statistiken sprechen sogar von ca. 90% unserer Zeit, die wir zuhause, im Büro, in der Werkstatt, im Krankenhaus, Fitnessstudio, der Shoppingmall, im Restaurant, etc. verbringen. Den Mehrwert, den uns Location-based Services draußen bringen, gilt es nun nach drinnen zu holen. Denn Indoor Ortung kann die Art, wie wir Innenräume in Zukunft wahrnehmen grundsätzlich verändern und bietet einen erheblichen Mehrwert. Nach einer Studie von MarketsAndMarkets von 2022 wird der Markt für Indoor Ortung bis 2027 einen Wert von 24 Billionen USD erreicht haben, bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 22,4 %.

Indoor Ortung mit Bluetooth

Nachdem GPS sich insbesondere für die Lokalisierung im Außenbereich eignet, ist es an anderen Technologien, diesen Mehrwert von Ortungstechnologie auch nach innen zu bringen. In den letzten Jahren haben sich bereits zahlreiche Technologien für die Indoor Ortung entwickelt, zum Beispiel Bluetooth Low Energy (BLE), Ultra-wideband (UWB) oder WiFi. Insbesondere die Positionierungslösungen, die mit BLE im Innenraum umsetzbar sind, erinnern stark an die Vorteile von GPS-basierter Lokalisierung. Innerhalb eines geschlossenen Raums kann sich ein Smartphone oder ein anderes Bluetooth-fähiges Gerät des Nutzers innerhalb einer Beacon-Infrastruktur verorten. Das heißt, das Smartphone berechnet die Position anhand der Signale fester Ankerpunkte, die es empfängt. Diese Art der Indoor-Positionierung (IPS) ist ganz typisch für Anwendungsfälle der Indoor Navigation. So kann beispielsweise ein Fußballfan beim Stadionbesuch sein eigenes Smartphone nutzen, um sich per App bequem zu seinem Block, zum nächsten Kiosk oder zum Fanshop navigieren zu lassen. Das Szenario lässt sich problemlos auch auf Kreuzfahrtschiffe, Museen, große Gebäudekomplexe, Flughäfen und Bahnhöfe oder Kliniken anwenden. Und dabei geht es eben nicht nur darum, den richtigen Weg zu finden. Es geht viel mehr darum, unbekannte Umgebungen intensiver wahrzunehmen: Angebote, Orte und Möglichkeiten zu entdecken, die man womöglich ohne mehrwerttreibende Positionierung übersehen hätte. Gleichzeitig geht es in anderen Kontexten vor allem um zusätzliche Sicherheit durch Indoor-Positionierungssysteme: Bei fahrerlosen Transportsystemen oder Robotern in einem industriellen Umfeld beispielsweise, leistet die Verortung über Bluetooth einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Kollisionen oder sonstigen Unfällen. Ähnlich verhält es sich bei der Suche nach Dingen innerhalb von Gebäuden. Je größer und komplexer ein Gebäude ist, desto länger die Laufwege und desto zeitaufwändiger und anstrengender die Suche. Mit Asset Tracking über Bluetooth gibt es auch dafür eine Lösung. Im Unterschied zum zuvor beschriebenen clientseitigen Ansatz, bei dem das Endgerät des Nutzers die Position berechnet, kommt hier allerdings eine serverseitige Positionsberechnung zum Einsatz. Die Infrastruktur ist daher nicht 1 zu 1 vergleichbar mit der von GPS. Mehrwert bietet es allerdings mindestens genauso viel!

Vorteile von Bluetooth für die Indoor Ortung

Der ausschlaggebendste Punkt von IPS mit Bluetooth sind sicher die Parallelitäten im strukturellen Aufbau zu GPS. Darüber hinaus sind folgende Punkte noch von großer Bedeutung:

  • Nahezu jedes Smartphone ist Bluetooth-fähig. Obendrein bieten neuere Bluetooth Geräte durch den Einsatz aktueller Chips die Möglichkeit sich selbst in Innenräumen zu verorten. Das bedeutet geringe Hürden für sämtliche Nutzer und Geräte, sich schnell und ohne zusätzliche Hardware(-kosten) in Innenräumen verorten zu können.
  • BLE ist eine Technologie, die sehr skalierbar ist. Gerade im Fall der clientseitigen Positionierung ist die Zahl der gleichzeitigen Nutzer unbegrenzt. Aber auch für Trackinglösungen, gibt es – insbesondere mit Technologie- und Hardware-agnostischen Lösungen – zahlreiche Möglichkeiten, das System mit dem Unternehmen wachsen zu lassen.
  • Bluetooth-Infrastrukturen für IPS haben relativ geringe strukturelle Anforderungen, sind einfach zu installieren und zu warten. Obendrein verbraucht BLE generell, wie der Name schon sagt, relativ wenig Energie, was durch die Positionsbestimmung auf dem Endgerät des Nutzers nochmals reduziert wird.